Nahaufnahme eines Schlammpeitzgers

Schlammpeitzger

Ausgangslage und Handlungsbedarf

Der Schlammpeitzger besiedelt langsam fließende oder stehende natürliche Gewässer sowie Grabensysteme mit einer dicken Schlammschicht und reichem Pflanzenwuchs. Er besitzt die Fähigkeit, Sauerstoff über den Darm aufzunehmen, wodurch er auch in sauerstoffarmen Gewässern überleben kann. Längere Trockenphasen übersteht er eingegraben im Schlamm. Wegen seiner versteckten Lebensweise ist über diese Fischart und dessen Verbreitung wenig bekannt. Landesweit bestehen nur drei Populationen natürlichen Ursprungs im Kreis Groß-Gerau, im Raum Bensheim/Heppenheim und bei Dauernehim in der Wetterau. In Hessen ist der Schlammpeitzger vom Aussterben bedroht und ist im Anhang II der EU-Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie (EU FFH-Richtlinie) gelistet. Nach dem Hessischen Fischereirecht besteht ein Fang- und Entnahmeverbot für den Schlammpeitzger.

Schutzmaßnahmen – was ist zu tun?

Im Auftrag von Hessen-Forst FENA wurde ein landesweites Artenhilfsprojekt von Korte & Hennings erarbeitet. Im Vordergrund dieser Maßnahmen stehen der Schutz sowie die Entwicklung geeigneter Habitate. Zusätzlich werden neben Konzepten zur Gewässerentwicklung auch Wiederansiedelungsprojekte in geeignete Grabensysteme mit Besatzfischen durchgeführt. 

Sachstand – Planung und Praxis

Im Rahmen einer Amphibienkartierung im Jahre 2007 im Raum Bensheim wurden zufällig Schlammpeitzger gefunden. Daraufhin wurde ein Gutachten zur Untersuchung weiterer Gräben in Auftrag gegeben, bei welchem weitere Vorkommen im Bombach und im Bruchgraben bei Heppenheim nachgewiesen wurden. Jedoch unterliegen diese Populationen erheblichen Gefährdungen durch verschiedene Umwelteinflüsse (Ölunfälle, Einleitung von salzhaltigem Grundwasser etc.), wie die Gutachter herausarbeiteten. Daher wurden 30 Tiere dem Bruchgraben entnommen und in ein geeignetes Besatzgewässer in Naturschutzgebiet „Reinheimer Teich“ umgesiedelt, mit dem Ziel, dass sich hier ein neuer Bestand etabliert.

Die Vorbereitung sowie die ehrenamtliche Betreuung dieses Projektes übernahm der Gewässerschutz- und Angelverein Reinheim-Überau e.V.. Zukünftig wird das Monitoring durch den Gewässerschutz- und Angelverein Reinheim-Überau e.V. fortgeführt und die erfassten Daten werden in den laufenden Projektbericht integriert.

Für die verbliebende Heppenheimer Population wurde zusammen mit den Stadtwerken Heppenheim ein Plan erarbeitet, welcher die künftige Räumung und Pflege der Gräben beinhaltet, in welchen Schlammpeitzger vorkommend sind.

Weitere Maßnahmen betreffen die dritte Population in der Wetterau. Im Jahr 2011 wurden weitere Bestände in diversen anderen Naturschutzgebieten gefunden. Die besiedelten Gräben werden im Rahmen der Schutzgebietspflege mit Rücksicht auf den Schlammpeitzger abschnittsweise gemäht, ergänzend wird durch den verwendeten Mähkorb eine fischschonendere Grabenräumung ermöglicht.

Künftig werden weitere Verdachtsgewässer auf potenzielle Vorkommen des Schlammpeitzgers untersucht. Zudem soll ein weiteres Gutachten die Möglichkeiten der kontrollierten Vermehrung dieser Tiere zur Gewinnung von Besatzfischen in Auftrag gegeben werden. Alle notwendigen Maßnahmen werden mit den Beteiligten vor Ort abgestimmt und in einen Bewirtschaftungsplan für den Schlammpeitzger einfließen.

 

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